Beim grössten Motorsport-Event aller Zeiten in der Schweiz rast Jeremy Seewer in beiden Läufen auf den zweiten Platz. Damit steigt der Lokalmatador beim Motocross-GP in Frauenfeld aufs Podest.
Erstmals seit 15 Jahren gastiert wieder der Motocross-WM-Tross in der Schweiz. Und der viertletzte Grand Prix dieser Saison wird in Frauenfeld zum grossen Fest.
Der Grund: Lokalmatador Jeremy Seewer (22) kämpft bis zur letzten Runde um den GP-Sieg. Der Suzuki-Pilot aus Bülach ZH startet im ersten Lauf eine Aufholjagd vom siebten Platz. Sie endet auf dem zweiten Rang hinter dem Briten Max Anstie.
Im zweiten und entscheidenden Lauf liegen beide Rivalen von Anfang an an der Spitze. Seewer und Anstie fahren im temporären «Motocross»-Stadion bei der Zuckerfabrik in einer eigenen Liga, jagen sich mit Bestzeiten über den Parcour mit den vielen Sprüngen.
Die über 20000 Fans toben, als Seewer die Führung übernimmt. Aber Anstie kommt nochmals am Bülacher vorbei, macht keinen Fehler mehr und schlägt den Schweizer hauchdünn.
Seewer sagt: «Ich habe jede Sekunde genossen. Es war ein Traum, dass so viele Fans gekommen sind. Es wäre schön gewesen, ihnen mit meinem ersten GP-Sieg ein Geschenk zu machen. Aber ich bin nicht enttäuscht. Das war eines der besten Rennen meiner Karriere.»
Nach der Heim-Gala liegt Seewer drei GP vor Schluss als WM-Zweiter nur noch 43 Punkte hinter Leader Jeffrey Herlings zurück, der in Frauenfeld verletzt fehlte. Die weiteren MX2-Schweizer Christopher Valente und Loris Freidig schaffen es nicht in die Punkte.
Superstar Cairoli gewinnt Königsklasse
In der Königsklasse MXGP geht der Tagessieg an den achtfachen Motocross-Weltmeister Tony Cairoli. Der Italiener verweist WM-Leader Tim Gajser (Sturz im 1. Lauf) und den aktuellen Weltmeister Romain Febvre auf die weiteren Podestränge. Der Italiener Cairoli lobt: «Das Publikum war fantastisch, die Schweizer Fans haben sogar mich angefeuert. Die Strecke war top, einer der besten Pisten der Saison.»
Der Fribourger Valentin Guillod fährt im ersten Lauf als Fünfter mitten in die Weltspitze. Im zweiten Durchgang muss er mit einem Defekt aufgeben. Ganz bitter! Die Schweizer WM-Gaststarter Andy Baumgartner, William Kehrli, Yves Furlato, Alain Schafer und Vincent Seiler bleiben punktelos.
In den Rennen der Frauen-WM fährt mit Virginie Germond (27) eine Schweizerin mit den Rängen 8 und 9 zweimal in die Top-Ten. «Ich habe mitten in der Saison von Suzuki auf Yamaha gewechselt. Mit diesem Töff muss ich noch lernen, präziser zu fahren.» Die Westschweizerin fährt seit Jahren Motocross aus Leidenschaft, sie opfert neben ihrem Job als Hypnose-Therapeutin die ganze Freizeit dem Sport. Warum ausgerechnet Motocross? «Warum nicht?», sagt Virginie schmunzelnd. «Es ist ein harter Sport. Ich trainiere täglich, gehe laufen, fahre Rad oder arbeite im Gym.»
Vettel und Hyypiä als Motocross-Fans
Für Germond ist klar: Sie fährt auch nächstes Jahr wieder in Frauenfeld. Ob dann auch die prominenten Zaungäste wieder kommen? Der vierfache Formel-1-Weltmeister und Wahl-Thurgauer Sebastian Vettel ist Gast beim KTM-Werksteam («Ich bin privat hier!»). KTM-Motorsportchef Pit Beirer sagt über Vettel: «Er ist ein grosser Fan. Er hat sich nur gewundert, dass wir in der Startkurve so nahe an der Strecke zuschauen konnten.»
Auch Ex-FCZ-Trainer Sami Hyypiä ist Fan, trägt gleich die komplette Teamkleidung von Husqvarna, dem Team, das Vettels Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen gehört. Hyypiä: «Ich habe schon einige Rennen besucht. Die Stimmung hier ist grossartig und eine schöne Ablenkung.»